In jedem Gebiet gibt es Orte, die Schauplatz von Kämpfen in den beiden Weltkriegen waren. Diese Orte zeugen noch heute von dem Kriegsgeschehen und halten die Erinnerung an die Erlebnisse der beteiligten Soldaten wach. Damit jeder Besucher diese Erinnerungsorte auf seine eigene Weise erkunden kann, kommen zu den regionalen „Wegen der Erinnerung“ nun auch lokale Wanderrouten hinzu. Jede Tour wurde thematisch angelegt, wobei mehrere Etappen miteinander verbunden wurden. Die Rundwege können über einen kleinen, illustrierten Geschichtsführer mithilfe eines mobilen Datenterminals abgerufen oder direkt aufs Handy heruntergeladen werden. So werden dem Besucher eine Region und ihr geschichtliches Erbe auf originelle Weise vermittelt und die menschliche Tragweite der Konflikte deutlich gemacht.
Zurück zur Übersicht der Rundwege
Die 7.0-Version von iOS nicht die Inhalte dieser Karte korrekt angezeigt. Um die Informationen anzuzeigen, müssen Sie auf Version 7.1 aktualisieren
Im 17. Jahrhundert wurde die Stadt Maubeuge, ein strategisch wichtiger Ort an der nördlichen Grenze des Landes, durch Vauban befestigt. Das Stadttor Porte de Mons wurde 1682 erbaut und war 1914 neben der Porte de France und der Porte de Bavay einer von drei Zugängen in die Stadt.
Im Sommer 1914 wurde Maubeuge von der deutschen Armee belagert. Eine Gedenktafel unter der Porte de Mons feiert die Verteidiger der Festung. Das Bild zeigt den General Joseph Fournier, damals Militärgouverneur von Maubege und Oberbefehlshaber der Verteidigung der Stadt.
Der General übernahm 1914 das Kommando über die französischen Einheiten, die den 13 Forts und Verteidigungsanlagen zugeteilt waren, die den Festungsgürtel von Maubeuge bildeten. Diesen hatte General Séré de Rivières im Rahmen seines Planes zur Stärkung der Grenzverteidigung im Norden und Osten Frankreichs Ende des 19. Jahrhunderts reorganisiert. Fournier erkannte die Schwächen dieser Organisation im Falle eines feindlichen Übergriffes: Er ließ daher Zivilisten evakuieren, defensive Verteidigungsanlagen errichten und organisierte die Garnison neu. Ende August 1914 kreisten die deutschen Soldaten Mauberge ein und am 29. August begannen die Bombenangriffe. Die Verteidiger Maubeuges konnten den deutschen Granaten nicht lange standhalten:
Am 7. September hisste der General aufgrund der zahlreichen Verluste und der erlittenen Zerstörungen die weiße Fahne. Am 8. September um 8 Uhr morgens wurde die
Stadt offiziell übergeben. Der Oberbefehlshaber der deutschen Belagerungstruppen, General von Zwehl, erkannte den Mut des französischen Generals und seiner Männer an und weigerte sich symbolisch, Fourniers Degen anzunehmen. Aber das Gerücht, dass die Festung voreilig aufgegeben wurde, verbreitete sich rasch. Erst 1919 erkannte das oberste französische Kriegsgericht die Verdienste der Verteidiger der Schlacht von Maubeuge an. Joseph Fournier wurde freigesprochen.
Durch die Porte de Mons verließen die Besiegten am 8. September 1914 die Festung Maubeuge auf dem Weg in die Haftlager jenseits des Rheins. Ein letztes Mal defilierten sie an General Fournier vorbei.
Während der deutschen Besatzung wurde die Porte de Mons als Gefängnis für Strafgefangene verwendet. Das Tor ist eines der wenigen Bauwerke in Maubeuge, das die Zerstörung durch den Zweiten Weltkrieg überstanden hat.
Photos credits: / /
Seit dem 17. Jahrhundert befanden sich in Maubeuge Kasernen für die Verteidiger der Festung. Diese Gebäude wurden nach dem Marquis Jean Arnaud De Joyeuse, Offizier der Könige Ludwig XIII und Ludwig XIV, „Joyeuse“ benannt. Das gleichnamige Viertel befindet sich am ehemaligen Standort der Kasernen.
Nach der Einnahme der Stadt durch die Deutschen im Jahr 1914 wurde ein beträchtlicher Teil ihrer Truppen in den Joyeuse Kasernen untergebracht. Die Keller der Joyeuse Kasernen dienten als Gefängnis für politische und zivile Gefangene, denen „Widerstandshandlungen“ vorgeworfen wurden (Übermittlung von Informationen an die französische Armee, Arbeitsverweigerung, Verweigerung der Zusammenarbeit mit der Besatzungsmacht).
Im Nordosten der Kasernen wurde außerhalb des Festungswalls ein militärisches Übungsgelände geschaffen. Hier trainierten die Truppen des Kaisers Taktiken des Nahkampfes.
Maubeuge war auch ein bedeutendes Trainingszentrum für die deutsche Artillerie. Die Offiziere wurden hier in Feuertechnik und Ballistik fortgebildet. Die praktischen Übungen wurden in einem Steinbruch im Nachbarort Jeumont durchgeführt, wo Attrappen- Gebäude errichtet wurden.
Photos credits: /
1794 erhob sich „l’Entreprenant“ hoch in den Himmel über Maubeuge. Der Heißluftballon wurde auf Anordnung von Hauptmann Coutelle zur Beobachtung feindlicher Truppen eingesetzt, welche die noch junge französische Republik bedrohten. Das Ereignis stellte den Beginn der Luftfahrt in Maubeuge dar.
Ab 1910, mehr als ein Jahrhundert nach dem Flug von „l’Entreprenant“, wurde ein militärisches Luftfahrtzentrum im Nordosten der Stadt eingerichtet und ein Hangar für Luftschiffe am Standort des jetzigen Gymnasiums Pierre Forest erbaut.
Im September 1914 zerstörten die letzten noch in Maubeuge verbliebenen Luftschiff-Piloten ihr Material, bevor sie in deutsche Gefangenschaft gingen. Die Deutschen nahmen die Luftfahrt-Basis in Besitz, vergrößerten den Hangar und stationierten dort bis Mai 1916 Zeppeline.
Die in Maubeuge stationierten Zeppeline wurden für Bombenangriffe auf die Städte des Feindes eingesetzt. Im Visier lagen vor allem die Häfen, die für die Anlandung der britischen Truppen genutzt wurden, wie Margate, Calais und Boulogne. Die Flugschiffe flogen auch Angriffe auf die englische und französische Hauptstadt, was zu Panikreaktionen unter der Zivilbevölkerung führte.
Auf der die Luftfahrt-Basis überragende Bastion Falize wurde 1915 von den Deutschen eine Flugabwehrverteidigung errichtet. Die Überreste der deutschen Maschinengewehrsockel sind noch immer auf der Bastion sichtbar.
Nach dem Waffenstillstand wurde das Luftfahrtzentrum von Maubeuge von der französischen Armee umgerüstet und als Lager für Kampfpanzer verwendet. Der Hangar wurde von Wehrmachtssoldaten während des Zweiten Weltkrieges abgebaut. Deutsche Soldaten posieren vor dem Barackenlager der Luftverteidigungsstellung auf der Bastion Falize Privatsammlung
Photos credits: / /
Das Arsenal ist das letzte bauliche Zeugnis der Garnisonskasernen. Es wurde zwischen 1678 und 1689 errichtet und bis 1914 für die Lagerung von Material der französischen Artillerie genutzt. Das Arsenal wurde an den Ufern der Sambre erbaut, seine Anlegestellen bildeten einen wichtigen Umschlagplatz für den Warenverkehr mit den Gebieten außerhalb der Stadt. Mit dem Beginn der Besatzung wurde dieser Austausch für die Versorgung der Bewohner Maubeuges von entscheidender Bedeutung. In dieser Periode der Entbehrungen und der Krise trug die Sorge um die Versorgunglage fast obsessive Züge. Die Nahrungsmittel für die Zivilbevölkerung wurden immer rarer, was die Preise in schwindelerregende Höhen trieb. Die Behörden ließen daher Lebensmittelkarten verteilen. Die Rationen für Brot oder Mehl wurden jedoch immer weiter eingeschränkt. Nach langen Verhandlungen mit der Besatzungsmacht erreichte die Stadt Maubeuge im Jahr 1915 die Erlaubnis, die Bewohner durch das Commission for Relief in Belgium (CRB) (belgisches Versorgungskomitee) versorgen zu lassen, das vom amerikanischen Ingenieur Herbert Hoover, dem künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten, gegründet worden war. Die Lebensmittelhilfen des CRB verbesserten zwar den prekären Alltag der Bevölkerung Maubeuges, kurbelten aber gleichzeitig den expandierenden Schwarzmarkt an.
Photos credits:
An dem Ort, an dem heute ein Teil der Gebäude des Square Jourdan stehen, befand sich früher das Militärspital von Maubeuge. Während der Schlacht von Maubeuge im Sommer 1914 versorgte man hier die verwundeten Soldaten. Zwar überstand das Gebäude zunächst die Bombardements der Deutschen, im Zweiten Weltkrieg wurde es jedoch von den Truppen der Wehrmacht zerstört. Die Kapelle der Schwarzen Schwestern, Teil eines alten in das Krankenhaus integrierten Klosters, ist das letzte Überbleibsel des Spitals.
Nach der Kapitulation der französischen Truppen im Jahr 1914 übernahm die Besatzungsmacht das Militärspital. Die Deutschen richteten dort ein Lazarett, in dem verwundete Frontsoldaten versorgt wurden, insbesondere Giftgasopfer oder Soldaten, die unter ansteckenden Krankheiten litten. Ein zweites Lazarett wurde im Viertel Sous-le-Bois eingerichtet.
1916 wurde aufgrund der steigenden Anzahl von Patienten eine Straßenbahntrasse gelegt, um die Verwundeten direkt ins Zentrum des Spitals zu bringen. Georges Dubut, ein Zeitzeuge aus Maubeuge, berichtete am Ende des Krieges, dass trotz der Errichtung weiterer Lazarette „die Flut an Verwundeten die Spitäler sprengte und in Eile die Kirche in Beschlag genommen und im Schnellverfahren umgebaut wurde“.
Alle Verwundeten wurden vor eintreffen der britischen Soldaten im November 1918 evakuiert.
Photos credits:
Ab dem 9. September 1914 nahm die Verwaltung der Besatzer in der Stadt ihre Arbeit auf. Am 11. November wurde ein militärischer Verwaltungsbezirk gegründet, der die Kantone Maubeuge Nord und Süd, Bavay und Solrele- Château umfasste. Unmittelbar südlich von Maubeuge wurde eine streng überwachte Grenzlinie gezogen, die Bewegungen in das rückwärtige Frontgebiet, das der Versorgung der Fronttruppen diente, stark einschränkte.
Der Gouverneur von Maubeuge, Generalmajor Karl von Martini, wohnte an der Place Verte. Er sorgte dafür, dass die Entscheidungen des Generalgouverneurs von Belgien umgesetzt wurden. Dessen Anordnungen von Beschlagnahmungen, Einschränkungen und sonstigen Verpflichtungen wurden mit Hilfe von französisch- und deutschsprachigen Aushängen bekanntgegeben.
Am 12. Juli 1916 wurde der Status von Maubeuge und seiner Region von dem eines Besatzungsgebietes in den eines Etappenbezirkes unter der Führung von Generalmajor Friedrich von Buddenbrock geändert. Maubeuge unterstand nun direkt den Anordnungen der 2. deutschen Armee, deren Dienststellen von Saint-Quentin nach Maubeuge verlegt wurden.
Es herrschte eine strenge Informationskontrolle. Das Propagandablatt La Gazette des Ardennes war die einzige zugelassene Zeitung. Die Zivilbevölkerung wurde zu Zwangsarbeiten verpflichtet, Maschinen und Produktionserzeugnisse aus Industrie und Landwirtschaft inventarisiert und für Kriegszwecke beschlagnahmt.
Photos credits:
Am Place d’Armes, dem neuralgischen Zentrum von Maubeuge unweit des aktuellen Platzes Place des Nations, hielten die Deutschen Konzerte und Feste ab. Deutsche Musiker, Vertreter der Kulturpropaganda, präsentierten hier im Wesentlichen Werke deutscher Komponisten. Die Künstler traten insbesondere anlässlich der jährlichen Geburtstagsfeier von Kaiser Wilhelm II. am 27. Januar auf.
Am 6. November 1918 verließen die deutschen Truppen im Zuge des Vorstoßes der Briten Maubeuge endgültig und sprengten die Brücken der Stadt.
Am Vormittag des 9. Novembers gegen 9 Uhr früh erreichten die britischen Befreier der Guards Division Maubeuge, wo sie unter ausgelassenem Jubel von den Bewohnern empfangen wurden.
Am 14. November 1918 wurde die offizielle Befreiungszeremonie am Place d’Armes abgehalten. Dem britischen General Sir Torquhil Matheson wurde bei dieser Gelegenheit ein Ehrenbanner als Zeichen der Dankbarkeit verliehen. Matheson war zutiefst gerührt und ließ daraufhin eine Gedenkschale aus vergoldetem Silber herstellen. Diese Schale wurde der Stadt Maubeuge am 9. Juni 1919 als Symbol für die Freundschaft und Brüderlichkeit zwischen zwei vom Krieg schwer gezeichneten Nationen überreicht.
Photos credits: /