In jedem Gebiet gibt es Orte, die Schauplatz von Kämpfen in den beiden Weltkriegen waren. Diese Orte zeugen noch heute von dem Kriegsgeschehen und halten die Erinnerung an die Erlebnisse der beteiligten Soldaten wach. Damit jeder Besucher diese Erinnerungsorte auf seine eigene Weise erkunden kann, kommen zu den regionalen „Wegen der Erinnerung“ nun auch lokale Wanderrouten hinzu. Jede Tour wurde thematisch angelegt, wobei mehrere Etappen miteinander verbunden wurden. Die Rundwege können über einen kleinen, illustrierten Geschichtsführer mithilfe eines mobilen Datenterminals abgerufen oder direkt aufs Handy heruntergeladen werden. So werden dem Besucher eine Region und ihr geschichtliches Erbe auf originelle Weise vermittelt und die menschliche Tragweite der Konflikte deutlich gemacht.
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Während des Krieges wurde das Stadtzentrum von Béthune zu 90 Prozent zerstört: Im Mai 1918 detonierten mehr als 70.000 Granaten in der Stadt, die die Deutschen wegen ihrer strategischen Lage erobern wollten. Der aus dem Mittelalter stammende Belfried
überstand die Bombardements dank des Schutzes der umliegenden Häuser nur mit Rissen und zerstörtem Dach. Er sollte als Zeuge der deutschen Gräueltaten in diesem Zustand gelassen werden, wurde letztendlich aber doch restauriert. Das neue Glockenspiel wurde am
6. Oktober 1929 eingeweiht. Auf dem Bassregister ist zu lesen (übersetzt):
„WACHSAM IST MEIN NAME. Ich ersetze Joyeuse, die im Krieg zerstört wurde, und von der Spitze des restaurierten Turms läute ich für den Frieden, für den Ruhm und die Zukunft des wiederaufgebauten Béthune.“
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Die von der Union der Französischen Frauen geleitete Jungenschule beherbergte ab dem 8. August 1914 das Feldlazarett 103. Es zählte 50 Betten, wurde jedoch am 8. November 1914 nach einem Artilleriebeschuss wieder geschlossen. Die britischen Sanitätstruppen nahmen den Betrieb am 6. Oktober 1915 wieder auf. Die weiterhin im College wohnenden Schüler mussten sich auf den Ernstfall vorbereiten und mit ihren Taschenlampen den Weg in den Keller meistern sowie ihre Gasmasken benutzen können. Nach der Bombardierung im August 1916 wurden sie nach Bruay-en-Artois ausquartiert, um bis zum Ende des Kriegs Platz für die britischen Truppen zu machen.
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Das Theater wurde 1912 eingeweiht und war unter britischen Truppen ein beliebter Veranstaltungsort. Da es nahe ihrer Quartiere lag, waren spätnachmittags an den Wochentagen häufig alle 1.200 Sitzplätze belegt, nie jedoch am Sonntag. Am häufigsten stand das Ensemble Pierrots mit Varieté und Revuen auf dem Spielplan. Im Petit Théâtre du Jeu de Paume oder Palladium an der Place Foch spielten The Francies ihrerseits British Rubbish. Das Theater wurde vom Architekten Guillaume erbaut und bedurfte nach dem Krieg nur einiger Restaurierungen, die von Paul Degez durchgeführt wurden.
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1915 bezieht das Buckinghamshire Regiment in dem ehemaligen Collège Quartier und vermeldet: „DieOffiziere sind in nahe gelegenen Privathäusern untergebracht. Das Collège ist gut ausgestattet: Die Soldaten können eine Küche sowie Badewannen und Duschen nutzen. Viele Bewohnerinnen von Béthune sind zum Saubermachen und Bügeln der Kleidung angestellt.“ Andere Regimenter wie das 17. Middlesex Regiment, ein Bataillon berühmter Fußballspieler, machten bei Truppenverlegungen Halt in der Schule.
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Ab November 1914 wurden die indischen Soldaten in diesem 12 Kilometer von der Front entfernten Lazarett versorgt. Die 33. Casualty Clearing Station (C.C.S) richtete sich hier für
zwei Jahre ab September 1915 ein.Während des Krieges musste
das Collège aufgrund von Bombenangriffen wiederholt evakuiert werden, etwa im Mai 1915 oder Juni 1916. Im Lazarett befand sich ein gut ausgestatteter Operationssaal mit mikrobiologischem Labor,
eine Röntgenstation, auf der viele große Namen der Medizin wirkten, Schlafsäle für die Verletzten sowie komfortable Duschbäder, die manchmal von mehr als 800 Männern pro Tag genutzt wurden. Die Schüler lebten mit den Soldaten unter einem
Dach, so dass sie abends in ihren Betten im Untergeschoss deren Schmerzensschreie hören konnten.
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Am 10. Oktober 1914 zog sich die französische Armee Richtung Arras zurück. Nach Absprache zwischen General Foch und Marschall French übernahm die britische Armee vier Jahre lang die Verteidigung von Béthune.
Der erste britische Soldat wurde am 14.
Oktober desselben Jahres auf dem Friedhof begraben – am Jahrestag der Schlacht von Hastings, der Partnerstadt von Béthune. Ein Großteil der hier Bestatteten starb in den englischen Lazaretten, die in den Schulen der Stadt eingerichtet wurden. Ein Bereich rechts des Eingangs war für die Briten reserviert, reichte jedoch schon bald nicht mehr aus.
Der hintere Bereich des Friedhofs füllte sich im Laufe des Krieges. Die Inschriften auf den chronologisch aufgestellten Gräbern zeugen sowohl vom Ausmaß der Kämpfe in der Region (Festubert, Givenchy-lès-la-Bassée…) als auch von der Ausdehnung des britischen Kolonialreichs. In den letzten Gräbern ruhen die 26 Soldaten und Offiziere des Manchester Regiment, die am 22. Dezember 1917 auf dem Boulevard Kitchener von einer einzigen Fliegerbombe getötet wurden.
Der von Edwin Luytens entworfene Friedhof beherbergt die Gräber von 2.923 britischen, 122 französischen und 87 deutschen Soldaten.
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Das Denkmal zu Ehren des 73. und 273. Infanterieregiments sowie des 6. Territorialen Infanterieregiments wurde vom Architekten René Deligny und vom Bildhauer Paul Graf errichtet. Auf einem Sockel thront
Minerva, Göttin der Kriegsführung, eine Fahne in Händen. Zu ihren
Füßen befinden sich die Wappen der Städte Aire-sur-la-Lys, Hesdin
und Béthune. Das Denkmal wurde am 28. Mai 1933 im Beisein des
Bürgermeisters Alexandre Ponnelle und der Offiziere und Soldaten
der nach dem Ersten Weltkrieg aufgelösten Regimenter von Béthune
eingeweiht.
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Adrien Bonnefoy-Sibour war seit dem 12. Januar 1914 Unterpräfekt
von Béthune und erfüllte seine Aufgaben stets mit Mut und kühlem
Kopf. Am 12. April 1918 ordnete er die Evakuierung der Stadt an,
blieb aber selbst mit zirka 50 unbeugsamen Bewohnern vor Ort.
Der Stadtrat suchte unterdessen Zuflucht in Berck-sur-Mer. Am 28. Dezember 1919 empfing der Unterpräfekt Präsident Raymond
Poincaré zur Auszeichnung der Stadt mit dem Kreuz der Ehrenlegion
und dem Kriegsorden.
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In der Nähe eines militärischen Übungsgeländes auf dem Marsfeld gelegen (heute ein Sportzentrum), diente die Kaserne als Sammelpunkt der Mobilmachung. Die Kasernen Lafeuillade und Montmorency sowie die Schulen der Stadt waren ebenfalls zu diesem Zweck abbestellt. Die jüngsten Rekruten wurden dem 273. Infanterieregiment, die älteren dem 6. Territorialregiment zugeordnet. Einmal rekrutiert, begaben sich die Soldaten im Tross zum Bahnhof.
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Am 18. September 1920 um 18.40 Uhr erhielt die Stadt Béthune
ein Telegramm der British League of Help: Bristol wolle Partnerstadt
werden und beim Wiederaufbau helfen. Zahlreiche britische Soldaten waren in Béthune einquartiert gewesen und der Stadt verbunden geblieben. Fast 70.000 Soldaten hatten sich in Bristol bei den Truppen gemeldet, Millionen Waffen und Munition wurden von hier aus nach Frankreich verschifft. Trotz einer schweren lokalen Wirtschaftskrise trugen britische Spendenaktionen zum Bau der Cité Bristol bei, die am 24. März 1925 auf dem Marsfeld eingeweiht, 1968 jedoch wieder abgerissen wurde.
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Das Krankenhaus behandelte Zivilisten ebenso wie Militärs verschiedener Nationalitäten (Franzosen, Briten, Deutsche). Da es regelmäßig Artilleriebeschuss ausgesetzt war, wurden die Verletzten nach Saint- Omer oder Berck-sur-Mer verlegt. Nur die
Schwerverletzten wurden hier weiter von Ärzten und Franziskanerschwestern gepflegt. 1917 wurde das Krankenhaus endgültig evakuiert und öffnete erst wieder im April 1919. Zwei der ehemaligen Gebäude sind noch an der Rue Boutleux zu sehen. Die
Kapelle Saint Pry wurde anlässlich des Wiederaufbaus errichtet.
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Die Kaserne Montmorency befand sich am Ort der heutigen École Sévigné und des Gemeindesaals François Albert. Sie diente britischen Truppen als Quartier. Robert Graves von den Royal Welsh Fusiliers berichtete nach seiner Rückkehr aus den Schützengraben der Ferme des Briques in der Region Cambrin in seinem Buch Good-Bye to All That:
„Wir verbrachten die Nächte mit der Wiederherrichtung der beschädigten Schützengräben. Morgens
wurden wir von den Middlesex geweckt, die zur Erholung in der Mädchenschule einquartiert waren, und kehrten nach Béthune zurück, wo wir unser weniges Gepäck in der Kaserne Montmorency
abluden…“.
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Das Denkmal wurde von Jacques Alleman und dem Bildhauer Edgar Boutry dank einer Spendenaktion erbaut. Der von Pyramidenpappeln umgebene Gedenkstein zeigt die Göttin Minerva. Die verschleierte Frauengestalt verkörpert die Freiheit, ihre Kleider aus Stein symbolisieren das Leid. Ein Lorbeerkranz steht für den militärischen
Triumph, die Palmenzweige für das Heldentum der für die Heimat gestorbenen Soldaten.
Das Denkmal wurde am 11. November 1928 eingeweiht. Die Festrede des damaligen Bürgermeisters Alexandre Ponnelle
verdeutlicht die damalige Geisteshaltung:
„Heute fügt Béthune dem Gedenken eine noch feierlichere Huldigung hinzu durch die Einweihung eines Denkmals, das zukünftige Generationen bis in die Ewigkeit an das erhabene Opfer ihrer Vorfahren erinnern soll… Die unterdrückten Nationen werden ihren Blick immer auf Frankreich richten, das auf ewig die Bewahrerin von Recht und Gerechtigkeit bleiben wird.“
In der Nähe des Denkmals befand sich das britische Hauptquartier, das heute nicht mehr steht.
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Die Kirche aus dem 16. Jahrhundert wurde während des Krieges vollständig zerstört. Während der Aufräumarbeiten im Juni
1919 qualmten ihre Ruinen noch. Louis-Marie Cordonnier baute die Kirche zwischen 1924 und 1927 im neugotischen Stil mit
byzantischen und Art-déco-Einflüssen wieder auf. DieMöblierung wurde mit Hilfe von Spendenaktionen des Erzpriesters Pruvost
finanziert. Besondere Beachtung gilt einer Tafel zum Gedenken der Zivilisten im Chor, einem Denkmal zur Erinnerung an die Hilfe des
Britischen Königreichs im nördlichen Querschiff sowie der Kapelle der Barmherzigen, die die Verstorbenen während des Krieges
bestatteten.
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Nachdem die Stadtverwaltung das Projekt des regionalistischen Architekten Louis-Marie Cordonnier für den Wiederaufbau des Rathauses abgelehnt hatte, schrieb sie 1926 einen Wettbewerb aus, an dem sich elf Kandidaten beteiligten. Aus ihren Reihen wählte sie Jacques Alleman aus, obwohl dieser denWettbewerb nicht gewonnen hatte. Er wurde zunächst verpflichtet einen Bericht zu grundsätzlichen ästhetischen Fragen zu erstellen. Nach vielen Diskussionen entschied sich die Stadt für denselben Standort wie vor dem Krieg, also für ein winziges Grundstück. Jaques Alleman passte die Entwürfe der Architektur des Platzes an. Die Fassade versah er neben dem Stadtwappen mit den Auszeichnungen der Ehrenlegion und des Kriegskreuzes, die der Stadt am 28. Dezember 1919 durch Präsident Raymond Poincaré in Anerkennung ihrer Opfer verliehen wurden. Die Einweihung fand am 7. April 1929 statt. Der
Bürgermeister Alexandre Ponnelle evozierte mit großer Begeisterung die Wiedergeburt der Stadt und sprach von „einem Bauwerk von Größe und Schönheit“. Das Rathaus, das seit April 2002 unter
Denkmalschutz steht, ist eines der schönsten Bauwerke des Art déco in der Region.
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Der Wiederaufbau von Béthune wurde durch das Gesetz von Cornudet geregelt, das alle Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern verpflichtete, einen Plan zur Flächennutzung und
Stadtentwicklung zu erarbeiten. Das Prinzip des Architekten Mulart war einfach und sah einen Wiederaufbau zwischen Tradition und Moderne vor: Der Verkehr innerhalb der Stadt sollte durch die Erweiterung oder den Neubau von Straßen entlastet werden, wobei er die mittelalterlichen Stadtteile erhalten wollte. Die Grand’Place stand im Zentrum der Aufmerksamkeit. Jeder Architekt brachte hier seine persönliche Note mit ein, so dass der Platz architektonisch etwas zusammengestückelt wirkt. Moderne Materialien und reiche Verzierungen lassen den Eindruck einer Theaterkulisse unter freiem Himmel entstehen: Roter Backstein undTreppengiebel erinnern an den regionalistischen Stil,während die einfachen und schlichten Baukörper und die zahlreichen geometrischen Motive den Art déco repräsentieren.
Während des Krieges wimmelte der Platz von Soldaten aus dem gesamten britischen Empire: Schotten, Kanadier, Inder, Australier… in Béthune herrschte englisches Lebensgefühl. Zur Entspannung ging man regelmäßig ins Café Globe. Die Soldaten waren damals häufiges Fotomotiv – sie posierten vor den Geschäften und in den Ruinen der Stadt oder ließen sich bei Sicherheitskontrollen ablichten. König George V. besuchte Béthune mehrmals, um seine Truppen zu inspizieren und das Ausmaß der Bombenschäden zu begutachten.
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