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Nach den Kämpfen an der Aisne marschierte das britische Expeditionskorps nach Nordwesten, um den linken Flügel der französischen Armee zu unterstützen. Dort stieß es in der finalen Phase des „Wettlaufs zum Meer“ mit der deutschen Armee zusammen.
Die britischen Truppen positionierten sich zwischen Béthune und Ypern. Ihnen schlossen sich weitere Truppenverbände an, die in Saint-Omer zusammengeführt worden waren oder sich aus Antwerpen zurückzogen. Die Briten bemühten sich, eine Linie von Bixschoote nördlich von Ypern bis La Bassée zu bilden. Die französische Kavallerie positionierte sich weiter südlich in der flachen von Drainagegräben durchzogenen Landschaft.
Am 12. Oktober verloren die Franzosen das am Rand des Kohlebeckens gelegene Vermelles. Dies zwang die britischen Truppen dazu, sich in Richtung Süden zu bewegen, um die Lücke zu schließen. Zwischen dem 13. und dem 17. Oktober kam es in Givenchy-lès-La-Bassée und Cuinchy auf beiden Seiten des Kanals von La Bassée zu heftigen Kämpfen zwischen Briten und Deutschen. Die Briten konnten dabei etwa zehn Kilometer in Richtung Osten bis zum Höhenrücken von Aubers vordringen. Die Gegenangriffe der Deutschen zwangen sie aber wieder zum Rückzug.
Weiter nördlich war es den Briten am 13. Oktober gelungen, den Mont-des-Cats einzunehmen. Später konnten sie auch Meteren und den Mont-Noir erobern. Bei regnerischem Wetter, das keine Luftaufklärung zuließ, drangen sie weiter vor und nahmen Bailleul, den Kemmelberg und Messines ein. Am 14. Oktober hatten die Briten eine durchgehende Front entlang der Linie von Ypern bis zum La Bassée-Kanal gebildet. Drei Tage später nahmen sie auch Armentières unter ihre Kontrolle, während die Deutschen weiter nördlich gegen den von Franzosen und Belgiern gehaltenen Frontvorsprung von Diksmuide anstürmten.
Mit diesen Operationen endete der Bewegungskrieg auf französischem Boden. Am 18. Oktober 1914 war die gesamte Westfront lückenlos geschlossen. Umgehungen des Feindes waren künftig nicht mehr möglich, als einzige Option den Feind nun noch niederzuringen blieb der Versuch, seine mächtigen Verteidigungsanlagen mit Frontalangriffen zu durchstoßen. Zu den ersten Schlachten des nun einsetzenden Stellungskriegs kam es vom 19. Oktober bis zum 22. November in Ypern.
Nun brach für die Soldaten an der „vergessenen Front“ an der Leie eine sehr schwere Zeit an: der erste Winter in den ungenügend ausgerüsteten Schützengräben bei schlechter Verpflegung. Die Kriegsmethoden des Grabenkriegs forderten ihre ersten Opfer: Der Einsatz von Scharfschützen, Minen und Artillerie führte zu vielen tödlichen Angriffen auf die gegnerischen Frontabschnitte. Die Verteidigungen von Festubert durch die indischen Truppen am 23. und 24. November 1914 sowie von Givenchy am 20. und 21. Dezember bildeten den Auftakt für die nun folgenden großen, verlustreichen Schlachten des Grabenkriegs.
Yves LE MANER
Direktor von La Coupole
Zentrum für Geschichte und Erinnerung im Nord-Pas de Calais