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Als am 21. Februar 1916 der deutsche Großangriff auf die französische Armee in Verdun erfolgte, hatte die britische Armee an der Westfront gerade eine Verstärkung von zehn Divisionen erhalten. Um die Franzosen zu entlasten, sollten britische Einheiten die 10. französische Armee im Artois ersetzen und eine groß angelegte Offensive an der Somme vorbereiten.
Im März 1916 übernahmen die Briten den etwa 30 Kilometer langen Frontabschnitt südlich von Arras. Die englische Armee stand nun entlang einer Frontlinie von Ypern bis zur Somme. Die Franzosen hatten ein relativ flaches Grabensystem hinterlassen, das schlecht gepflegt und mit nur wenigen befestigten Unterständen ausgestattet war. Viele Soldaten waren über die zahlreichen Leichen in der Nähe der Schützengräben schockiert, die entweder gar nicht begraben oder bestenfalls verscharrt worden waren.
Der Abschnitt von Vimy stellte für die Neuankömmlinge ein besonders gefährliches Gebiet dar. Die Deutschen konnten vom Höhenkamm aus die britischen Linien kontrollieren und hatten dank der geografischen Barriere der Vimy-Höhe im Hinterland freien Handlungsspielraum. Unverzüglich begannen die Briten damit, einen Minenkrieg zu entfesseln, bei dem spezialisierte Tunnelbauer der Royal Engineers zum Einsatz kamen. Monatelang lieferten sich beide Seiten einen intensiven unterirdischen Kampf, der darauf abzielte, die feindlichen Frontlinien und gleichzeitig deren Minentunnel durch massive Sprengladungen zu zerstören.
Als die Briten im Minenkrieg die Oberhand zu gewinnen drohten, entschloss sich das deutsche Oberkommando für eine Offensive an der Oberfläche mit dem Ziel, die Zugangsschächte zu den Minengängen einzunehmen. Anfang Mai 1916 verstärkte die deutsche Artillerie ihre Aktivitäten vor dem Höhenrücken von Vimy und nahm die britischen Schützengräben der ersten Linie und die Kommunikationsgräben unter Feuer.
Die Deutschen hatten die feindlichen Truppenverschiebungen am Frontabschnitt von Arras beobachtet, die mit den Vorbereitungen der Offensive an der Somme zusammenhingen. Der Zeitpunkt für einen Angriff schien also günstig. Am 21. Mai führten sie ein mehrstündiges heftiges Bombardement durch, das sich auf einen schmalen Frontabschnitt konzentrierte und bis über die zweite Linie der Briten hinausreichte. Es handelte sich um eines der heftigsten Trommelfeuer des gesamten Krieges: Innerhalb von vier Stunden wurden 70.000 Granaten verschossen. Die deutsche Infanterie konnte anschließend mit Leichtigkeit einen Teil der ersten englischen Linie stürmen. Dort nahmen sie viele Soldaten in Gefangenschaft, die noch in ihren Unterständen festsaßen, und errichteten neue Stellungen, indem sie einfach die britischen Gräben in die Gegenrichtung befestigten. Der Versuch eines Gegenangriffs der Briten wurde am 23. Mai durch die deutsche Artillerie und Maschinengewehre zerschlagen. Das Oberkommando, das nun mit der Vorbereitung der Offensive an der Somme beschäftigt war, entschied, es bei diesem Versuch zu belassen.
Yves Le Maner
Direktor von La Coupole,
Zentrum für Geschichte und Erinnerung im Nord-Pas de Calais