Zwangsarbeit, Geiseln und Deportation

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Deutschland, das 1914 eine massive Mobilisierung vorgenommen hatte, rief schnell fast 740.000 Arbeiter von der Front zurück, um die Produktion in den Fabriken zu verstärken, wodurch die Zahl der Kampfeinheiten zurückging. Neben diesen Arbeitern wurden auch Frauen und Kinder eingesetzt, die ebenso zu den Kriegsbemühungen beitragen sollten.

Die Deutschen, die, anders als die Franzosen oder Briten, nicht über einen großen Bestand an kolonialen Arbeitskräften verfügten, begannen die Zivilbevölkerung der besetzten Länder heranzuziehen. Zuerst nahmen sie freiwillige Arbeit in Anspruch und boten an, zivile Arbeiter gegen Bezahlung sowie kostenfreier Unterkunft und Kleidung zu beschäftigen. Aber es gab nur sehr wenige Freiwillige. So erklärten sich am 12. Dezember 1914 in Le Quesnoy nur etwa 30 Männer bereit, obwohl die versprochene Bezahlung über dem Durchschnittslohn lag.

Für Aufgaben im besetzten Gebiet erzwangen die Deutschen daher die Beteiligung  einheimischer Arbeitskräfte. Eine Anordnung des G.Q.G. hatte alle mobilisierbaren Männer zwischen 17 und 55 Jahren erfassen lassen, die als Kriegsgefangene betrachtet und zur Zwangsarbeit verpflichtet wurden (ansonsten drohten ihnen drei Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von 10.000 Reichsmark). Diese Männer wurden zunächst zu punktuellen Arbeitsdiensten herangezogen. Später wurde die Arbeit dauerhaft.

Sie wurden im Turnus zu landwirtschaftlichen Arbeiten, Fabrik-, Befestigungs-, Erdarbeiten, oder zu Reparaturen der Eisenbahnschienen, manchmal nahe der Front, beordert. Sie wurden gezwungen, eine „freiwillige“ Verpflichtung zu unterzeichnen. Diejenigen, die sich weigerten, den Vertrag zu unterzeichnen, wurden unter Zwang in Disziplinarbataillone eingezogen und mussten am linken Arm ein rotes Band tragen. Die Frauen wurden ebenfalls für verschiedene Arbeiten rekrutiert, z.B. zu Hausarbeit oder zu Tätigkeiten in Fabriken oder auf dem Land. Die von der Frontzone Evakuierten wurden in Landwirtschafts- oder Arbeiterkolonnen im besetzten Frankreich oder in Deutschland eingegliedert.

Geiseln und Deportation

Unter Missachtung der „Kriegsgesetze“, die in den Haager Konventionen festgeschrieben worden waren, nahm die deutsche Armee Geisel aus der Zivilbevölkerung der besetzten Gebiete. Diese Geiseln bürgten für Ruhe und Ordnung innerhalb der Bevölkerung und hafteten für Sabotageakte, die sich gegen die Truppe richteten, zum Beispiel das Schießen auf Soldaten oder das Durchschneiden von Telefonleitungen.

In der Regel wählte man dafür angesehene Persönlichkeiten und Abgeordnete aus. Zu Beginn der Besatzung wurden in Lille 60 Geiseln durch den Bürgermeister und den Präfekten bestimmt. Sie wurden in sechs Gruppen eingeteilt und mussten abwechselnd in der Zitadelle übernachten.

Bei einem Vergehen wurde eine ganze Reihe von Repressalien über die Bevölkerung der besetzten Gebiete verhängt. Dazu zählte die Deportation von Zivilisten in deutsche Lager, so etwa nach Rastatt oder Güstrow, wo sie nur eine sehr dürftige Ernährung bekamen (Gerstenkaffee, Reis, Makkaroni oder Steckrüben, manchmal Sauerkraut oder Kartoffeln mit einem Stück Käse oder einem Hering). Dort wurden sie zu Feld- oder Industriearbeit verpflichtet, während die Frauen für die Logistik zuständig waren.

Einige der Geiseln wurden an strategischen Orten wie den Flugplätzen gefangen gehalten und dienten als menschlicher Schutzschild. Bei der so genannten „Sackaffäre“ im Juli 1915, als die Arbeiter in der Region Lille sich weigerten, Säcke anzufertigen, die für die deutschen Schützengräben bestimmt waren, wurden 30 Geiseln aus Lille in der Zitadelle interniert und weitere aus der Region nach Deutschland deportiert.

Die Besatzer nutzten die Geiselnahmen auch, um die Gemeinden zur Zahlung von Kriegsbeiträgen oder horrenden Strafgeldern zu zwingen.Ende 1916 und Anfang 1918 nahmen die Deutschen zwei große Geiseldeportationen von mehreren hundert Personen nach Deutschland vor.

Nachdem die französischen Truppen 1914 ins Elsass eingedrungen waren, verschleppten sie die kaiserlichen Beamten samt Familien nach Frankreich und internierten sie dort. Kurz nach der Kriegserklärung wurden auch die in Frankreich lebenden Deutschen – Beamte, Führungskräfte in Industrie und Handel, Studenten oder Selbständige – gefangen genommen und in verschiedene Internierungslager in Frankreich oder Algerien gebracht.

Während des gesamten Kriegs gab es Verhandlungen zwischen den beiden Regierungen über das Schicksal der internierten Deutschen. Um die französische Regierung zur Freilassung zu zwingen, deportierten die Deutschen im November 1916 300 Zivilisten aus dem Departement Nord. Auch diese Geiseln – Männer und Frauen – wurden unter angesehenen Persönlichkeiten ausgewählt. Sie kamen aus dem gleichen beruflichen Umfeld wie die Deutschen, die in Frankreich inhaftiert waren.

Unter ihnen befanden sich große Namen der Industrie wie Faucheur, Leblanc, Motte, Prouvost oder Tiberghien sowie Abgeordnete wie Gustave Delory, Juristen, Anwälte und hohe Beamte… Die Geiseln wurden alle im Lager Holzminden interniert, einer kleinen Stadt mit 10.000 Einwohnern im Herzogtum Braunschweig. Dieses Kriegsgefangenenlager für Zivilisten, das sich in der Peripherie der Stadt befand, konnte 100.00 Gefangene aufnehmen. Seit der Kriegserklärung hatte man dort Staatsangehörige aller kriegführenden Länder sowie unerwünschte Deutsche interniert. Das Lager umfasste etwa 100 Holzbaracken, die mit einem zwei Meter hohen Gitterzaun umgeben waren, der wiederum von Wachtürmen überragt wurde.

Die Geiseln hatten dort unter Isolierung, diversen Demütigungen, Ungeziefer, mangelnder Beheizung und verdorbenem Essen zu leiden. Dennoch konnten sie Versorgungspakete und andere Post aus Frankreich empfangen und außerhalb des Lagers Gegenstände für den persönlichen Bedarf einkaufen, um ein Minimum an Komfort zu haben. Sie verfügten über eine Bibliothek, eine Kapelle, eine Universität, hörten Konzerte oder organisierten Feste. Ein Fotograf, der sich im Lager im Laden „Au violon“ eingerichtet hatte, machte Fotos von den dort internierten Personen und dem täglichen Leben. Viele Exemplare befinden sich heute in den Sammlungen des Archivs des Departements Nord.

Eine erste Übereinkunft wurde zwischen der französischen und der deutschen Regierung geschlossen, in deren Rahmen einige Geiseln im April 1917 nach sechs Monaten Gefangenschaft in das besetzte Gebiet zurückgeführt wurden.Da es bei den folgenden Verhandlungen aber zu keinem Fortschritt kam, nahmen die Deutschen im Januar 1918 eine zweite große Deportation vor. Dieses Mal wurden 600 Geiseln deportiert.

Die Frauen wurden nach Holzminden gebracht, die Männer kamen nach Litauen. Die Haftbedingungen in Holzminden schienen in der Zwischenzeit wesentlich schlechter geworden zu sein. Die Gefangenen waren mangelnder Hygiene und endlosen Appellen bei Regen ausgesetzt und bekamen zu wenig Nahrung. Pakete wurden gestohlen und erreichten ihren Empfänger nicht. Dr. Calmette, dessen Frau Emilie zu den Geiseln gehörte, berichtete: „Sie kam zurück in einem jämmerlichen Gesundheitszustand, wog nicht mehr als 42 Kilogramm, obwohl ihr Normalgewicht 57 Kilogramm betrug“.

Irma Dusart, Ehefrau eines Industriellen in Jeumont, beschrieb ihre Gefangenschaft folgendermaßen: „Es gab keinen Arzt, kein Trinkwasser, keine Krankenversorgung. Wir waren von 5 Uhr nachmittags bis 6 Uhr morgens in einer Baracke eingesperrt, in dem es kein Licht und kein Feuer gab. Wir litten unter Kälte, Hunger, Ungeziefer und beengten Verhältnissen, dicht an dicht wie Prostituierte.“ Noch viel schlimmer war die Deportation der – häufig alten – Männer, die nach Litauen gebracht wurden. Nach einer Reise von sechs Tagen und sieben Nächten im Stehen, mitten im Winter und in unbeheizten Wagons, wurden sie nach Jewie, Milejgany und Roon gebracht und dort in Notunterkünften wie zerstörten russischen Kirchen, Scheunen und Ställen interniert.

Die Haftbedingungen waren entsetzlich: Keine Heizung, Betten aus Holzgeflecht und mit einer dünnen Matratze, endlose Appelle im Freien bei einer Temperatur von minus zwanzig Grad, an denen auch die Kranken teilnehmen mussten, kein Trinkwasser, keine Medikamente und eine äußerst schlechte Ernährung.

Der Häftling Georges Lehoucq sagte später aus: „Es ereigneten sich – durch den Hunger verursacht – traurige Szenen. Die meisten stürzten sich auf ihre magere Suppe, die es jeden Tag gab, und verschlangen ihr Brot. Einige leckten Suppentropfen auf, die auf die staubbedeckten Tische gefallen waren. Sie bürsteten die Tische sogar ab, um ein paar Krümelchen Brot zu bekommen, die nach der Mahlzeit dort lagen.“ Die Geiseln mussten im Wald arbeiten, Schnee schippen oder Bäume fällen und stutzen. Die Ordnung musste strengstens eingehalten werden: Das kleinste Delikt wurde mit entwürdigenden Arbeitsdiensten bestraft.

26 Geiseln fanden in Litauen den Tod. Sie starben entweder an Kälte, Hunger, fehlender medizinischer Behandlung oder wurden buchstäblich von Ratten gefressen. Nach dem Eingreifen spanischer Delegierter wurden am 17. Mai 1918 die Älteren über 70 Jahre und die Kranken zurück nach Frankreich geschickt. Die anderen mussten bis zur Unterzeichnung des französisch-deutschen Abkommens am 26. April 1918 warten und wurden erst im Juli, teilweise sogar erst im September 1918 Hause über die Lager Rastatt oder Holzminden nach Frankreich zurückgeführt. 


Von Claudine WALLART,
Chefkonservatorin des
Kulturerbes am Archiv des Departements Nord

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